Dieter Hoffmanns Leben in der Moltkestraße
Als Dieter Hoffmann im Jahr 1960 gemeinsam mit seiner Frau Ingrid in das erste Obergeschoss des Neubaus in der Moltkestraße zog, ahnte er nicht, dass dies der Anfang einer lebenslangen Verbindung mit der Wohnung sein würde. Dieter Hoffmann, damals 23 Jahre alt, arbeitete seit 1956 bei den Lüner Hüttenwerke Kayser, die heute als Aurubis bekannt sind. Er war bis zu seiner Rente in der Elektrolyse tätig – einem Prozess, bei dem mittels elektrischem Strom chemische Reaktionen ausgelöst werden, um Kupfer zu gewinnen.
Es war ein Glücksfall für die junge Familie, die Wohnung der WBG Lünen im April 1960 beziehen zu können. Sie bot mit rund 57 m2 – aufgeteilt auf 2,5 Zimmer – eine gute Größe, Dieter Hoffmann hatte einen kurzen Arbeitsweg und das Gebäude in der Moltkestraße war frisch gebaut. Die Wohnungen in dem Hochhaus waren damals heiß begehrt und viele Arbeitskollegen von Dieter Hoffmann wohnten ebenfalls dort.
Sechs Jahrzehnte und viele Veränderungen
In den letzten Jahren wurden in der Moltkestraße umfangreiche Modernisierungen durchgeführt: Eine Fassadensanierung, eine Dachbodendämmung, ein neuer Außenanstrich sowie der Einsatz von Fernwärme haben das Gebäude nachhaltig verändert. Doch nicht nur das Gebäude, sondern auch das Viertel und Dieter Hoffmann selbst haben sich gewandelt. Dennoch bleibt seine Wohnung in der Moltkestraße seit über 60 Jahren sein Zuhause.
Ein Zuhause, das viele Geschichten erzählt
Beim Betreten der Wohnung von Dieter Hoffmann spürt man sofort den Charme vergangener Jahrzehnte, ohne dass es wie ein Museum wirkt. In der Küche steht noch ein Teil der originalen Einrichtung aus den Sechzigerjahren: Gefertigt aus pflegeleichten Kunststoff mit grauer Front und hellblauer Arbeitsplatte, die Dieter Hoffmann bis heute liebevoll in Schuss hält.
Im Wohnzimmer dominiert ein imposanter Wohnzimmerschrank aus dunklem Holz im typischen Stil der 60er Jahre den Raum. Dieser Schrank mit vielen goldenen Details bietet Platz für zahlreiche Erinnerungsstücke: Bilderrahmen mit Fotos seiner Frau Ingrid, der Familie, der Tochter und des Enkels, sowie viele Bücher und Kristallgläser. Es ist ein Möbelstück, das 87 Jahre Lebensgeschichte beherbergt.
Im Schlafzimmer steht ein massiver Schrank aus finnischer Eisbirke. „Diesen Schrank kann nichts erschüttern“, könnte der Werbeslogan lauten. Das massive Holz strahlt Beständigkeit aus und zeugt von der Qualität vergangener Zeiten. Zusammen mit einer Frisierkommode und einem passenden Doppelbett bildete er jahrzehntelang das Herzstück des Raumes. Bis zu dem Tag, als Dieter Hoffmann das Bett durch ein platzsparenderes Einzelbett ersetzte. Manchmal bringt das Leben Veränderungen mit sich, die sich nicht vermeiden lassen.
Gemeinschaft stärken und Traditionen bewahren
Seit vierzig Jahren engagiert sich Dieter Hoffmann als Mietervertreter bei der WBG Lünen. Sein großer Wunsch ist es, die Mieterfeste wieder aufleben zu lassen und gemeinsam zu feiern, was uns verbindet, anstatt das hervorzuheben, was uns unterscheidet. „Als wir jung waren und hier eingezogen sind, gab es viele ältere Menschen im Haus. Gerade diese Mischung der Generationen war wunderbar. Jetzt bin ich einer der ältesten Mieter hier. Ich sehe manches anders als die jungen Leute, aber auf die Frage, ob ich mir trotzdem diese Feste zurückwünsche, sage ich: Na klar, wir sind doch eine Gemeinschaft, die hin und wieder ein bisschen Pflege benötigt – wie ein lieb gewonnenes Möbelstück,“ sagt Dieter Hoffmann lächelnd.



